Künstlerkolonie Dachau
Von den Anfängen bis zur Gegenwart

Kunsthaus in Stade
29. Juli 2007 bis 27. April 2008

Schon in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts entdeckte der Münchner Maler Georg von Dillis (1759–1841) den Blick von Dachau in die Ebene als malerische Dimension und setzte sie in farbige, fast impressionistische Bilder um. Er war einer der ersten Protagonisten der Freilichtmalerei. Nach Dillis formte Eduard Schleich d. Ä. (1812–1874) die Landschaftsauffassung eines „romantischen Realismus“ und war zu Studien fast ständig im Münchner Umland unterwegs. Andere Wandermaler wie die Kobells zog es täglich hinaus.

Die unbehauste Natur der bayrischen Hochmoore wie Murnauer oder Dachauer Moos wurde entdeckt und es entstanden durch Eduard Schleich d. Ä. Bilder in einem Landschaftsnaturalismus, der in vielem an Barbizon erinnert, Weite der Moorlandschaft, Rhythmik und Ereigniskraft.Auch Christian Morgenstern (1805–1876) hatte Dachau als Ziel seiner Bildträume auserwählt.

Kein geringerer als Max Liebermann (1847–1935), der in München bei Wilhelm Leibl gelernt hatte, machte Leopold Graf von Kalckreuth (1855–1928) auf Dachau aufmerksam, der hier 1883 das „Begräbnis in Dachau“ malte an einem verregneten Tag. Liebermann arbeitete 1879 mit Thomas Herbst in Dachau an Dorfansichten mit Personenstaffage, die auf Kenntnis der Barbizon-Malerei beruhte. Zu gleicher Zeit waren hier mit Georg Flad (1853–1913) und Otto Strützel (1855–1913) Absolventen der Düsseldorfer Malerschule vertreten.

In den 80er Jahren verdichteten sich immer mehr die malerischen Gesichtspunkte, wie sie sich bei Arthur Langhammer (1855–1901), Ludwig Dill (1848–1940) und vor allem Adolf Hölzel (1853–1934) ins Zentrum der jeweiligen Arbeit setzten. Dill siedelte auf Veranlassung Hölzels 1894 zeitweise und 1896 ganz nach Dachau über. Beide wurden sie Begründer einer neuen Dachauer Schule, die 1898 erstmals ihre Arbeiten in Berlin vorstellte und 1905 eine monographische Würdigung durch Arthur Roeßler erfuhr.

Dill war der Inspirator, Hölzel der Theoretiker und Pragmatiker einer reinen Farbenlehre ohne Gegenstand.Im Entwicklungsprozess der Münchner Landschaftsmalerei hatte Dachau nach 1850 eine zunehmende Bedeutung als Studienort gewonnen und erlebte zwischen 1885 und 1905 die Blütezeit – nicht zuletzt dank der Persönlichkeit Hölzels, der eine Vielzahl von Schülern an sich band und als Lehrer eine große Reputation besaß, die den Künstlerort um 1900 spürbar belebte.Als 1908 der Holzschneider Carl Thiemann (1881–1966) nach Dachau übersiedelte, wohnten dort an die 30 Maler in einem eigenen Distrikt zwischen Münchner Strasse und dem Gröbenbach. Im Jahr 1898 war in diesem landschaftlich schönen Ortsteil das Haus des Malers Erich Otto Engel entstanden.

Es folgten weitere Maler und Zeichner. Der erste Weltkrieg brachte einen großen Einschnitt für die Künstlerkolonie. Doch danach ging es langsam weiter und in dieser kollegialen Atmosphäre vor dem Hintergrund der eigenen bedeutenden Vergangenheit bestand Dachau als Musensitz fort.